Die Mysterien von ISO-Wert, Blendenöffnung und Belichtungszeit

Das Zusammenspiel der drei Parameter ist im Grunde schnell erklärt. Damit ein Foto richtig belichtet ist, es also weder zu hell noch zu dunkel erscheint, muss eine genau definierte Menge Licht auf den Sensor fallen. Die Kamera ermittelt diesen Wert selbstständig mit ihrem eingebauten Belichtungsmesser.

Durch die Kombination von ISO-Wert, Blendenöffnung und Belichtungszeit lässt sich nun die benötigte Lichtmenge exakt einstellen. Hilfreich ist dabei, dass alle drei Parameter mit dem gleichen Raster arbeiten. Die Verringerung um eine Stufe bei einem Parameter wird also durch die Erhöhung um eine Stufe bei einer der beiden anderen Parameter wieder ausgeglichen.

Was bewirken die einzelnen Parameter?

  • ISO-Wert - Regelt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Umso empfindlicher der Sensor eingestellt wird (hoher ISO-Wert), desto kleiner muss der Durchmesser der Blende sein oder umso kürzer muss die Belichtungszeit werden.

  • Blendenöffnung - Bestimmt die Größe der Objektivöffnung. Umso größer die Öffnung, desto mehr Licht gelangt durch das Objektiv auf den Sensor und umso kürzer muss die Belichtungszeit eingestellt sein oder der ISO-Wert reduziert werden.

  • Belichtungszeit - Bestimmt die Zeitdauer, in der das Licht auf den Sensor fällt. Umso länger der Verschluss geöffnet bleibt, desto kleiner muss der Durchmesser der Blendenöffnung eingestellt sein, oder umso unempfindlicher der Sensor.

Aber welchen Sinn macht es, diese drei Werte zu variieren?

Für das korrekt belichtete Foto macht es tatsächlich keinen Unterschied, ob z.B. mit der Kombination ISO 100 - Blende 5,6 - Zeit 1/30 Sek., oder mit ISO 200 - Blende 5,6 - Zeit 1/60 Sek. belichtet wird. Die von der Kamera errechnete Lichtmenge ist in beiden Fällen gleich. Diesen Umstand nutzen auch die Automatik-Programme der Kameras, indem sie aus dem gemessenen Belichtungswert selbständig eine (möglichst) sinnvolle Kombination aus ISO-Wert, Blendenöffnung und Belichtungszeit zusammenstellen.

Das Interessante ist nun, dass unterschiedliche Kombinationen der drei Parameter zu ganz unterschiedlichen Bildeindrücken führen können, obwohl bei allen Kombinationen in der Summe der gleiche Belichtungswert herauskommt. Dies erklärt auch, weshalb die Kameras meist nicht nur ein Automatik-Programm besitzen, sondern für viele verschiedene Aufnahmesituationen jeweils eine speziell abgestimmte Variante.

Um die Wirkung Ihres Bildes bewusst steuern zu können, sollten Sie also wissen, wie ISO-Wert, Blendenöffnung und Belichtungszeit das Aussehen Ihres Bildes beeinflussen.

  • ISO-Wert - Die Einstellung des ISO-Wertes ist so etwas wie die Justierung des Systems. Durch die Veränderung der Lichtempfindlichkeit des Sensors werden die Regelbereiche von Blende und Verschlusszeit im nutzbaren Bereich gehalten.

    Wenn Sie beispielsweise bei sehr wenig Licht und ohne Blitz fotografieren wollen, kann es passieren, dass trotz einer komplett geöffneten Blende und einer sehr langen Belichtungszeit nicht mehr genügend Licht auf den Sensor fällt, um noch ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten. Ausgehend von der Grundeinstellung (dem kleinsten Wert, z.B. ISO 100) kann die Lichtempfindlichkeit des Sensors nun solange erhöht werden, bis sich z.B. die Belichtungszeit bei einem akzeptablen Wert eingependelt hat. Akzeptabel heisst in diesem Zusammenhang, dass die Belichtungszeit so kurz ist, dass das Foto nicht mehr verwackelt wird.

    Zu beachten ist, dass ein geringer ISO-Wert (ähnlich wie damals beim echten Film) zu einer feiner durchgezeichneten Aufnahme führt. Umso höher die Lichtempfindlichkeit eingestellt ist, desto "grobkörniger" wird die Aufnahme. Ab welchem ISO-Wert dieses Bildrauschen sichtbar bzw. störend wird, hängt von der Qualität des Sensors und den Fähigkeiten der Kamerasoftware ab.

  • Blendenöffnung - Die Größe der Blendenöffnung hat entscheidenden Einfluss auf das Aussehen eines Fotos. Kleine Werte (z.B. 1,8) kennzeichnen eine große Blendenöffnung und sorgen für einen geringen Schärfebereich in der Bildtiefe. Solch einen Wert könnten Sie z.B. für das Portrait Ihrer Katze verwenden. Pussycat im Bildvordergrund wäre scharf abgebildet, der Bildhintergrund aber verschwommen, unscharf zu sehen.

    Für ein Landschaftsbild, das in der Regel von vorne bis hinten scharf abgebildet werden soll, würden Sie eher einen großen Blendenwert (z.B. 8) verwenden.

    Beispielbild Schärfentiefe gering
    Beispielbild Schärfentiefe stark

    Unterschiedliche Schärfentiefe durch verschiedene Blendenwerte. Oben 1.4, unten 11.

  • Belichtungszeit - Die Belichtungszeit wird bei Freihandfotos grundsätzlich so kurz gewählt, dass ein verwackelungsfreies Fotografieren möglich ist (z.B. 1/60 Sek.). Um Bewegungsabläufe (z.B. Sportfotografie oder Flügelschlag eines Vogels) scharf abzubilden, sind sehr kurze Belichtungszeiten notwendig (z.B. 1/1000 Sek.). Für die Verwendung langer Belichtungszeiten (länger als ca. 1/30 Sek.) ist ein Stativ oder eine feste Auflagemöglichkeit unerlässlich.

Machen Sie als kleine Übung mehrere Aufnahmen von einem Motiv und stellen sie jedes mal einen anderen Blendenwert ein. Je nach verwendeter Brennweite und der Art des Motivs wird der Effekt unterschiedlich deutlich sichtbar werden. Wenn Sie kaum einen Unterschied feststellen, benutzen Sie ein anderes Objektiv und/oder ein anderes Motiv. Verringern Sie die Entfernung zum Motiv.

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Zuletzt geändert am 22.11.18 Impressum     Datenschutz     Zum Seitenanfang